Zwischennutzungen als Lösung für Leerstand und Langeweile – sie ermöglichen den Raum und Platz für neue Ideen und beleben Innenstädte und Quartiere der Post-Corona-Städte. Während Zwischennutzungen eine immer öfter genutzte Lösung für die Herausforderungen des räumlichen Wandels darstellen, sind die dahinterliegenden Strukturen in den meisten Städten und Regionen nicht ausgebaut. Strukturelle Hindernisse stehen Städten und Kommunen sowie neu gegründeten Akteuren der Zwischennutzungen im Weg. Das Netzwerk Zwischennutzung dient hier als Zusammenschluss der sich der Zwischennutzung und Leerstandsbelebung gewidmeten Träger um sich hinsichtlich den sich stets eröffnenden Herausforderungen auszutauschen und gemeinsam Zwischennutzungen als bewährte Praxis zu etablieren.
Ziele und Aufgaben des Netzwerkes sind:
Zusammenschluss und Austausch von Trägern, die im Bereich Zwischennutzung und Leerstandsbelebung aktiv sind
Informationsverbreitung
Antworten und Lösungsstrategien für aktuelle (rechtliche) Herausforderungen
Austausch zu Organisationsformen und Best-Practise
Erarbeiten von Vorlagen und Arbeitsmaterialien
Regelmäßiger Online-Austausch und Vor-Ort Treffen
Regionale Arbeitsgruppen
Publikationen zu Projekten und Handlungsstrategien im Bereich Zwischennutzung
Das Netzwerk Zwischennutzung wird über einen Zeitraum von zwei Jahren von Juni 2023 bis Mai 2025 vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik sowie von der Bremer Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung gefördert. Ausgeführt wird das Projekt Netzwerk Zwischennutzung vom Autonomen Architektur Atelier Bremen.
Das Instrument „Zwischennutzung“ wird bereits seit den 90er Jahren diskutiert und ausprobiert, doch mit den aktuellen Herausforderungen der Stadtentwicklung wird der Ruf nach Formalisierung immer größer. Die Erfahrung hat gezeigt: Zeitlich befristete Nutzungen sind ein Weg, um neue Perspektiven aufzuzeigen, das Stadtbild zu beleben und bieten Raumsuchenden eine unkomplizierte Übergangslösung. Gleichzeitig gibt es noch kein allgemeines Regelwerk, die Ziele und Möglichkeiten unterscheiden sich von Kommune zu Kommune und viele Akteur*Innen arbeiten sich als Einzelkämpfer*Innen an den Herausforderungen ab. Missverständnisse und Konflikte sind damit vorprogrammiert.
„In der ZwischenZeit…” wollen wir bei unserer Konferenz, durch Beiträge aus Praxis und Wissenschaft einen Rahmen setzen, um Qualitätsmerkmale von Zwischennutzungen zu definieren. Ziel ist es, die verschiedenen Akteur*Innen zusammenzubringen, Motive und Strategien zu vergleichen, einzuordnen und eine gemeinsame Sprache zu finden.
Was gibt es zu sehen? Am ersten Tag wollen wir den Blick zurück werfen und die Rolle von Zwischennutzungen im Kontext der Stadtentwicklung bewerten, sowie die ihr inhärenten Widersprüche und Kontroversen benennen. Dazu hören wir Expert*Innen, die auf unterschiedlichen administrativen Ebenen und aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven auf das Thema schauen.
Am zweiten Tag öffnen wir den Blick für die sehr unterschiedlichen Erfahrungen aus der Praxis. Wir beginnen mit einem Bericht aus 15 Jahren ZwischenZeitZentrale (ZZZ) in Bremen. Im Anschluss schauen wir uns mit der Besichtigung der „Neuen Teefabrik“, ein aktuelles Zwischennutzungsprojekt von RADAR – Kreativräume für Frankfurt am Main an. Am Nachmittag erweitern wir den Blick und kommen in einem Forums-Format in den Austausch über bundesweite Zwischennutzungsprojekte. Eine Podiumsdiskussion mit Vertreter*Innen unterschiedlicher Zwischennutzungsinitiativen bildet den Abschluss.
Wer hat’s erfunden? Veranstaltet wird die Konferenz vom Netzwerk Zwischennutzung (NZN). Das NZN ist eine Austauschplattform für Zwischennutzungsakteur*Innen (Städte, Kommunen, private Initiativen, intermediäre Akteur*Innen), das im Rahmen der Nationalen Stadtentwicklungspolitik des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und von der Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung in Bremen gefördert und von der AAA GmbH realisiert wird. Die AAA GmbH setzt bereits seit 2009 mit der ZwischenZeitZentrale Bremen (ZZZ) Zwischennutzungen im Auftrag der Stadt Bremen um.
9. April 2024 Nach der Eröffnung des Netzwerktreffens begrüßte Stephan Willinger vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) die Teilnehmenden. Er erläuterte kurz laufende Programme des BBSR und des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und gab einen Auskunft darüber, was sich das BBSR und das BMWSB vom "Netzwerk Zwischennutzung" erhoffen. Neben Input für die Teilnehmenden, sollen gleichermaßen Informationen zurück in das BBSR und das Ministerium gespiegelt werden, um die Bedingungen für temporäre Projekte und Zwischennutzungen verbessern zu können. Melanie Klofat und Omid Gudarzi stellten im Anschluss ihre Arbeit für das Projekt “KreativRaum D” vor. Zu diesem Projekt erläuterte Max Pradel von der Wirtschaftsförderung Düsseldorf dessen Einordnung in die städtischen Förderstrategien und wie das Projekt in die Arbeit der Wirtschaftsförderung eingebunden ist (ZIZ - Projekte - Düsseldorf, Nordrhein-Westfalen). Um die Örtlichkeit der Veranstaltung etwas besser kennenzulernen, führte Christof Seeger-Zurmühlen, künstlerischer Leiter des "Asphalt-Festivals", anschließend durch das "34OST" und gab interessante Einblicke in die Räumlichkeiten. Am frühen Nachmittag hielt Dr. Robin Chang ihren Vortrag mit dem Titel: “Begrifflichkeiten und Bedingungen - Was können wir von der Entwicklung und Umsetzung des ‘Atelier- en broedplaatsenbeleid’ in Rotterdam lernen?” Robin Chang ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Planungstheorie und Stadtentwicklung an der RWTH Aachen. Im Anschluss stellten Christin Rasp und Maike Jakoby die “AG-Zwischennutzung Stuttgart” vor (Leerstands- und Zwischennutzung | Landeshauptstadt Stuttgart). Dabei handelt es sich um ein ressortübergreifendes Team, bestehend aus der Wirtschaftsförderung, dem Amt für öffentliche Ordnung, dem Liegenschaftsamt, dem Amt für Stadtplanung und Wohnen, sowie dem Kulturamt. Im Anschluss wurde das Gehörte des Tages in drei Workshop-Gruppen zum Thema “Best Practice - Aufbau von Zwischennutzungsagenturen” zusammengetragen und erarbeitet, welche Aspekte für die Funktion einer Zwischennutzungsagentur entscheidend sind.
10. April 2024 Der zweite Tag begann mit der Vorstellung von "RADAR - Kreativräume für Frankfurt" (RADAR Frankfurt). Diese erfolgte durch Felix Hevelke, Projektleiter seit 2019. Er zeigte auf, wie RADAR zwischen der Organisation von temporären Räumen und der Förderung der Einrichtung von Kreativräumen arbeitet. Im Anschluss folgte eine Exkursion zu dem Vor-Ort-Projekt “Artist Residencies” des Düsseldorfer Projektentwicklers Sassenscheidt in Kooperation mit dem Kunstverein 701 e.V. Vanessa Broszeit, Projektleiterin bei Sassenscheid, führte durch die ehemaligen Büroräume der Firma Henkel, in denen seit Juni 2023 Kunstschaffende ihre Ateliers beziehen können. Nach der Mittagspause ging es mit den “Rechtlichen Rahmenbedingungen der Zwischennutzung” weiter. Der Rechtsanwalt Dr. Clemens Antweiler und seine Kollegin Eleni Kargidou hielten einen informativen und kurzweiligen Vortrag zu Fragen, die sich in der ersten Vor-Ort-Werkstatt in Gießen, in den Online-Treffen und von den Teilnehmenden gestellt haben. Zum Abschluss der Konferenz gab es noch eine zweite Workshoprunde, die sich mit den “Do´s & Don´ts in der Umsetzung von Zwischennutzungen” beschäftigte. Mit einem Blick auf die weitere Jahresplanung 2024 des NZN schloss eine gelungene Veranstaltung ab.
Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für den wunderbaren Austausch und die produktive Zusammenarbeit und freuen uns, euch und hoffentlich viele weitere Netzwerkpartner*innen bei unserem Online-Treffen am 4. Juni 2024, sowie bei unserer Konferenz am 25. und 26. September 2024 in Frankfurt am Main wiederzusehen. Genauere Informationen folgen noch.